Wie viel Zukunft brauchen wir?

Die meisten Menschen leben im Hier und Heute. Die Zukunft ist viel zu weit weg für die Alltagsgestressten, um sich darüber überhaupt Gedanken zu machen. Man muss als Mensch so viel, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als Prioritäten bei den Vorkehrungen zu setzen und sich zu fragen, ob man sich ein Auto anschafft, um zur Arbeit zu kommen, weil keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, oder ob man auf das Auto, die Arbeit, Besorgungen und den Schulbesuch der Kinder verzichtet, um die Zukunft des Erdklimas irgendwie (mehr schlecht als recht?) zu verbessern. Welche Zukunft ist eigentlich wichtiger- die nahe oder die ferne? So könnte in naher- oder aber auch in ferner- Zukunft ein Asteroid auf die Erde einschlagen oder eine Mega-Seuche könnte die Menschheit ausrotten. Dann wären unsere ganzen Zukunftssorgen für umsonst. Man fragt sich, ob die vielen Klimaaktivisten nicht zu hysterisch auf Probleme hinweisen, die mittlerweile schon jedem Erdbewohner bekannt sind- immerhin migrieren ganze Wüstenregionen unaufhörlich nach Westen und jeder Dürre folgt der nächste Schub. Man fragt sich auch, warum diese Wohlstandsgeschädigten so fixiert auf ein einziges Problem sind und alles andere ausblenden. Armut, Ausbeutung, Überkonsum, Alterung, mangelnde medizinische Versorgung, Pflegenotstand- sind die Probleme der Gegenwart der letzten Generation etwa egal? Schon in den Achtzigern karikierte der berühmte österreichische Karikaturist Manfred Deix junge Wohlstandsverwöhnte, die sich ihrer Ansicht nach alternativ kleideten und sich als  „No Future“-Generation bezeichneten. Es gibt wohl seit Menschengedenken in jeder Generation eine „verlorene Generation“, die die vorangegangene Generation moralisch erpresst und terrorisiert. Ob die sogenannten Aktionen die Gegenwart sinnvoll verändern und ob diese Mentalität des erzwungenen abrupten Schlussmachens überhaupt im Interesse von allen wäre, ist eine andere Frage. Die Zukunft formt sich durch viele miteinander zusammenhängende Einflüsse und ein paar Analgase zu unterdrücken wird die Luft mit Sicherheit nicht verbessern. Die letzte Generation sind übrigens die Pflegebedürftigen und weil sich schon jetzt fast niemand mehr um sie kümmert, weil die Jungen von heute lieber Aktivisten sind als sich im Pflegeberuf ausbilden zu lassen, wird es vielleicht keine nächste „letzte Generation“ mehr geben.

Über ruthwitt

Politikwissenschafterin.
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